Stellungnahme der Ringverbände zu den Terroranschlägen in der USA

 

Aus Trauer und Wut dürfen keine unbedachten Reaktionen resultieren

Mit großer Bestürzung und tiefer Trauer haben Pfadfinderinnen und Pfadfinder in Deutschland auf die schrecklichen Terroranschläge in den USA reagiert. Als Teil einer internationalen Bewegung, die sich weltweit dem Frieden verpflichtet fühlt, sind wir zudem von großer Sorge und Angst erfüllt, wie die USA und ihre Partner auf den Terror reagieren werden.

Unser Mitgefühl gilt dem amerikanischen Volk und in besonderem Maße den Angehörigen der Opfer, gleichwohl wissend, dass auch wir uns angesichts des schrecklichen Ausmaßes dieser Terrorakte hilflos fühlen.

Wir unterstützen die Solidaritätsbekundungen der politisch und gesellschaftlich Verantwortlichen in der Bundesrepublik. Eindringlich möchten wir jedoch an unsere Entscheidungsträger appellieren, alles in ihrer Macht stehende zu tun, damit aus Trauer und Wut nicht unbedachte und überstürzte Reaktionen resultieren. Wer auch immer für den Terror verantwortlich ist, muss nach rechtsstaatlichen Kriterien zur Rechenschaft gezogen werden. Verhängnisvoll wären jedoch Reaktionen, die zu einer weiteren Bedrohung des ohnehin gefährdeten Friedens weltweit führen würden. Unschuldige dürfen nicht in eine mögliche Spirale der Gewalt hineingezogen werden.

Auch unter dem Einfluss der schrecklichen Geschehnisse muss ein bedachtes Vorgehen, zu dem Sie beitragen können, oberste Priorität haben. Eine weltweite Solidarität gegen den Terror ist genauso gefordert, wie der politische Einsatz für Toleranz, Gerechtigkeit und Frieden in den Kriegs- und Krisenregionen dieser Welt. Gerade Unrecht und Unterdrückung in Krisenregionen sind immer wieder Nährboden für Terrorismus. Die jüngste Geschichte zeigt, dass dieses Problem nicht militärisch zu lösen ist.

An Medien und Gesellschaft geht unsere eindringliche Bitte, pauschale Vorverurteilungen zu vermeiden. Der Fokus darf sich nicht undifferenziert auf die arabische Welt richten. Wir befürchten, dass daraus Feindbilder entstehen, unter denen auch Menschen arabischer Herkunft in der Bundesrepublik zu leiden haben. Ausdrücklich appellieren wir an Sie, schon ersten Tendenzen mit aller Macht geeignet zu begegnen.

Gerade hier in Deutschland, aber auch in Zusammenarbeit mit unseren Partnern weltweit, werden wir die uns mögliche Verantwortung für Toleranz, Gerechtigkeit und Frieden übernehmen. Als Kinder- und Jugendverbände mit insgesamt rund 200.000 Mitgliedern sehen wir eine große Verpflichtung darin, an einer weltweiten Gesellschaft mitzubauen, in der Kinder und Jugendliche zukünftig ohne Angst vor Kriegen, Terror und anderen Bedrohungen aufwachsen können.

Arbeitsgemeinschaft: Ringe deutscher Pfadfinderinnen- und Pfadfinderverbände (rdp)